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Behandlung von Lymphdrüsenkrebs
Die Behandlung von Lymphdrüsenkrebs ist abhängig vom Erkrankungsstadium und davon, ob es sich um Morbus Hogkin oder ein Non-Hogkin-Lymphom handelt.
Lymphdrüsenkrebs

Behandlung von Lymphdrüsenkrebs

Die Behandlung von Lymphdrüsenkrebs sollte in einer Klinik erfolgen, die sich auf bösartige Systemerkrankungen spezialisiert hat. Wie genau die Behandlung von Lymphdrüsenkrebs abläuft, hängt davon ab, in welchem Stadium die Erkrankung ist und zu welchem Typ sie gehört. Eine Operation kommt bei Lymphdrüsenkrebs zur Therapie nicht infrage, da die Erkrankung nicht örtlich begrenzt ist, sondern den gesamten Körper betrifft.

Die beiden wohl wichtigsten Therapieformen bei Lymphdrüsenkrebs sind Chemo- und Strahlentherapie. Während eine Chemotherapie bei Morbus Hodgkin in der Regel die erste Option darstellt, gegebenenfalls in Kombination mit einer Bestrahlung, hängt der Einsatz einer Chemotherapie bei Non-Hodgkin-Lymphomen davon ab, ob es sich um ein hochmalignes oder ein niedrigmalignes Lymphom handelt. Eine Antikörpertherapie oder eine Stammzelltransplantation kann unter Umständen bei Non-Hodgkin-Lymphomen eine Option sein. Unabhängig davon, welchem Typ der Lymphdrüsenkrebs angehört, ist es immer wichtig, dass er streng überwacht wird.

Behandlung bei Morbus Hodgkin

Die Behandlung von Morbus Hodgkin unterscheidet sich je nach Stadium, in dem sich der Patient befindet. Je weiter fortgeschritten der Lymphdrüsenkrebs ist, desto intensivere Therapieformen müssen eingesetzt werden. Neben dem Stadium spielt auch das Vorliegen von Risikofaktoren, wie z. B. ein starker Befall der Lymphknoten, ein Befall über das lymphatische Gewebe hinaus oder ein sehr ausgeprägtes Lymphom, eine Rolle.

Limitierte Stadien

Die limitierten Stadien umfassen Stadium I und II von Lymphdrüsenkrebs ohne Risikofaktoren. Sie werden in der Regel mit einer Kombination aus Chemotherapie und Strahlentherapie behandelt. Die Chemotherapie erfolgt nach dem ABVD-Schema in zwei Zyklen, wobei die Abkürzung für die Wirkstoffe (Chemotherapeutika) steht, die dabei verwendet werden. Die Stärke der Bestrahlung fällt vergleichsweise schwach aus und liegt bei etwa 20 Gray (Gy).

Eine Strahlentherapie ohne Chemotherapie ist heutzutage nicht mehr üblich. Inzwischen ist bekannt, dass eine Kombination aus beiden Therapieformen das Risiko einer späteren Rückerkrankung an Lymphdrüsenkrebs senken kann.

Intermediäre Stadien

Zu den intermediären Stadien von Lymphdrüsenkrebs gehören die Stadien I und II mit Risikofaktoren, sowie die Stadien I und II ohne Risikofaktoren, aber stattdessen mit einem Bulk-Tumor (Ein Bulk-Tumor ist ein erkrankter Lymphknoten mit einer Größe von zehn Zentimetern oder mehr).

Auch hier erfolgt eine Kombination aus Chemo- und Strahlentherapie, um den Lymphdrüsenkrebs zu bekämpfen. Bei der Chemotherapie wird meist eine Mischung aus dem BEACOPP-Schema und dem ABVD-Schema eingesetzt, wobei jedes der beiden in zwei Zyklen erfolgt, beginnend mit dem BEACOPP-Schema. Diese Therapie ist allerdings nur bis zu einer Altersgrenze von 60 Jahren zulässig. Eine schonendere Alternative bietet eine Chemotherapie bei Lymphdrüsenkrebses in vier Zyklen nach dem ABVD-Schema.

In beiden Fällen ergänzt eine Strahlentherapie die Chemotherapie. Es wird in diesem Stadium eine Strahlendosis von 30 Gy empfohlen.

Fortgeschrittene Stadien

Die fortgeschrittenen Stadien bezeichnen alle übrigen Stadien von Lymphdrüsenkrebs, also Stadium II mit Risikofaktoren und Bulktumor sowie Stadium III und IV. Es erfolgt in der Regel eine Chemotherapie nach dem BEACOPP-Schema in sechs Zyklen. Eine Strahlentherapie vervollständigt die Behandlung. Auch hier gibt es sanftere Bestrahlungsmethoden für Patienten, die bereits über 60 Jahre alt sind. Dann erfolgen meist ach Zyklen nach dem ABVD-Schema.

Obwohl die zusätzliche Strahlentherapie in den meisten Fällen empfohlen wird und auch notwendig ist, kann mittels einer Positronen-Emissions-Tomografie (PET) nach der Chemotherapie nach Tumorrückständen gesucht werden. Ist der Befund unauffällig, ist eine Bestrahlung unter Umständen nicht mehr nötig.

Behandlung bei Non-Hodgkin-Lymphomen

Die Behandlung von Non-Hodgkin-Lymphomen unterscheidet sich ebenfalls je nach Stadium. Darüber hinaus kommt es auch darauf an, ob es sich um ein niedrigmalignes oder hochmalignes Lymphom handelt.

Niedrigmaligne Lymphome

Eine Chemotherapie hat bei niedrigmalignen Lymphomen nur bedingt Aussicht auf Erfolg, da dieser Typ besonders langsam wächst. Eine Chemotherapie richtet sich speziell gegen schnell wachsende Zellen. Daher greift sie bei langsamerem Zellwachstum nicht zwangsläufig richtig. Bei niedrigmalignen Lymphomen in den Stadien I und II wird meist eine Bestrahlung der befallenen und angrenzenden Lymphknotenregion vorgenommen.

Bei niedrigmalignen Lymphomen der Stadien III und IV ist eine Heilung meist nicht mehr möglich. Daher wird mit einer Behandlung in der Regel erst begonnen, wenn deutliche Symptome auftreten. Die Behandlung erfolgt in diesem Fall palliativ, also nicht mit dem Ziel der Heilung, sondern um die Symptome zu lindern und die Lebensqualität des Patienten zu bessern. Dann erfolgt meist eine Chemotherapie gegebenenfalls in Kombination mit einer Antikörpertherapie.

Hochmaligne Lymphome

Hochmaligne Lymphome in einem führen Stadium werden meist mit einer Chemotherapie behandelt, gegebenenfalls in Kombination mit einer Strahlentherapie. In fortgeschritteneren Stadien oder bei einem Rückfall wird in der Regel eine Hochdosis-Chemotherapie verabreicht. Da eine Hochdosis-Chemotherapie weitreichende Auswirkungen auf das blutbildende System des Knochenmarks hat, kann eine Stammzelltransplantation notwendig werden. Unter Umständen kann auch eine Antikörpertherapie infrage kommen, vor allem beim diffus großzelligen B-Zell-Lymphom. Eine Strahlentherapie erfolgt meist bei sehr großen Lymphomen oder falls nach der Chemotherapie noch Tumorrückstände bestehen.

Chemotherapie zur Behandlung von Lymphdrüsenkrebs

Eine Chemotherapie läuft bei Lymphdrüsenkrebs für gewöhnlich in mehreren Zyklen ab, das heißt, sie wird mehrmals hintereinander durchgeführt. Dem Körper wird eine Mischung aus verschiedenen Wirkstoffen, sogenannten Zytostatika, verabreicht, die sich besonders auf schnell teilende Zellen (also vor allem Krebszellen) konzentrieren, und diese vernichten. Allerdings kann es dabei auch zu gewissen Nebenwirkungen kommen, denn es lässt sich nicht ausschließen, dass auch gesunde Zellen von den Zytostatika angegriffen werden. Zu den möglichen Nebenwirkungen gehören z. B. Übelkeit, Erbrechen, Erschöpfung, eine erhöhte Anfälligkeit für Infekte, Schädigung der Schleimhäute in Mund und Darm sowie Haarausfall.

Strahlentherapie

Das Ziel der Strahlentherapie ist es, die Zellteilung der von Lymphdrüsenkrebs betroffenen Zellen zu hemmen beziehungsweise zu stoppen. Sie wird in der Regel in frühen Stadien eingesetzt, da sich der Lymphdrüsenkrebs zu diesem Zeitpunkt meist noch nicht sehr weit im Körper verbreitet hat. Dies ist wichtig, da eine Strahlentherapie nicht wie die Chemotherapie im gesamten Körper (systemisch) wirkt, sondern lokal, also örtlich begrenzt. Darüber hinaus kann sie in Kombination mit einer Chemotherapie oder im Anschluss an diese erfolgen.

Die Strahlentherapie greift gleichermaßen gesunde und erkrankte Zellen an; gesunde Zellen besitzen aber die Fähigkeit, sich selbst zu reparieren. Tumorzellen haben diese Fähigkeit nicht und werden somit durch die Bestrahlung zerstört. Bei Kindern mit Lymphdrüsenkrebs wird unter Umständen eine besondere Form der Strahlentherapie angewandt, die sogenannte „Involved-Field-Technik“. Hierbei werden gezielt nur die von Lymphdrüsenkrebs befallen Lymphknoten mit einem entsprechenden Sicherheitsabstand bestrahlt, um die gesunden Bereiche nicht unnötig zu belasten.

Antikörpertherapie bei Lymphdrüsenkrebs

Die Antikörpertherapie ist eine vergleichsweise neue Form der Behandlung bei Lymphdrüsenkrebs. Diese macht sich die Oberflächenmerkmale von Krebszellen zunutze (eine jede Zelle besitzt spezielle, aus Eiweißen bestehende Oberflächenmerkmale). Dank der Oberflächenmerkmale ist es möglich, einen Antikörper anzufertigen, der exakt auf diese Krebszelle angelegt ist. Dieser Antikörper heftet sich dann an die Krebszelle und macht sie auf diese Weise für das Immunsystem erkenntlich.

Stammzelltransplantation

Eine Stammzelltransplantation erfolgt bei Lymphdrüsenkrebs meist in Verbindung mit einer Hochdosis-Chemotherapie. Dabei werden zunächst Stammzellen aus dem eigenen Blut des Patienten entnommen. Anschließend unterzieht der Patient sich einer hoch dosierten Chemotherapie, die die blutbildenden Zellen (darunter die Krebszellen) abtötet. Danach werden die zuvor entnommenen Stammzellen wieder implantiert. Man spricht in diesem Fall von einer autologen Stammzelltransplantation.

Isabel Schmidt